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Sickermulden und Sickergräben

© Bild: NaturGarten e.V.

Regenwasser ist ein kostbares Gut und wird durch die Versiegelung von Flächen in großen Mengen der Kanalisation zugeführt, anstatt im Boden zu versickern und ins Grundwasser zu gelangen. Innerörtlich angelegt Sickermulden mit Regenwasserzuleitung ahmen Überschwemmungsflächen von Flüssen oder Stromtalwiesen nach und können, zusammen mit den an wechselfeuchte Bedingungen angepassten Pflanzen, einen besonderen Lebensraum schaffen. Die Verdunstung wirkt zudem kühlend auf das Ortsklima und auch das Grundwasser profitiert.

Pflanzenliste
Sickerflächen (wechselfeucht, trocken)
Sickerflächen (feucht, nass)

Aufwand

Finanziell
mittel
Gestalterisch
mittel
Fachliche Expertise bei der Planung
hoch
Fachliche Expertise beim Bau
niedrig
Fachliche Expertise bei der Pflege
mittel
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Regenwasser von Dächern, Wegen, Straße und Plätzen in die Kanalisation zu leiten und damit auf schnellstem Weg ins Meer, war immer schon keine besonders gute Idee. In unserer Zeit der Klimakrise ist es wichtig, umzudenken und das Regenwasser umzulenken, nämlich vor Ort zu versickern. Nur so werden die Grundwasserspeicher aufgefüllt und nur so steht den Pflanzen in Hitzeperioden Wasser zur Verfügung, so dass sie die Umgebungsluft in unseren Städten und Dörfern über die Verdunstung an den Blättern abkühlen können. Leider werden Verdunstungseinrichtungen meist sehr technisch gestaltet und mit langweiligem Rasen eingesät. Viel schöner ist es, hier vielfältige natürlich gestaltete Grünflächen mit vielen verschiedenen einheimischen Wildpflanzen zu gestalten, die bei Starkregenereignissen  kürzere Zeit flach unter Wasser stehen. Vor allem kleinere und größere Parks können ganz oder teilweise als „Regengärten“ angelegt werden.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Unsere Landschaft ist wohlgeordnet, Wiese bleibt Wiese, Acker und auch Flüsse und Bäche sind zwischen starre Ufer gesperrt. Bis vor ungefähr zweihundert Jahren war das anders, da traten Bäche und Flüsse immer wieder über ihre flachen Ufer, änderten ihren Lauf, häuften hier eine neue Kiesbank auf und lagerten dort Ton in einer Vertiefung ab. Diese hochdynamischen Landschaften konnten nur durch Beweidung genutzt werden. Sie zeichneten sich durch eine sehr hohe biologische Vielfalt aus, weil es nicht nur Gehölze, Grasfluren und Staudensäume gab, sondern viele verschiedene Gewässertypen, dauerhafte und solche, die nach wenigen Wochen austrockneten und immer wieder kahle Flächen, die langsam von Pionierpflanzen wieder besiedelt wurden, eine Vielfalt an Lebensräumen also.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

Versickerungsflächen ähneln also den Überschwemmungsflächen, die in unserer Landschaft sehr selten geworden sind. Hier können viele Pflanzenarten ihre ursprüngliche Fähigkeit, auf Flächen mit wechselnden Feuchtegehalten wachsen zu können, endlich wieder ausspielen. Bei guter Planung siedeln sich vielleicht sogar Amphibien wie Gelbbauchunken oder Kreuzkröten an, die Rohböden und nur zeitweise gefüllte Gewässer brauchen. Auf natürlichen Überschwemmungsflächen findet sich viel Holz, das die Gewässer bei Hochwasser eine Strecke mitnehmen und dann am Ufer wieder ablegen. Lebensraumholz als Gestaltungselement einzubringen, ist also auch ökologisch folgerichtig. Auch Steinhaufen erhöhen die Lebensraumvielfalt.

Wie wird die Fläche angelegt?

Damit statt eines rechteckigen, tiefen und eingezäunten Beckens mit steilen Wänden ein Regengarten entstehen kann, ist es günstig, wenn das Regenwasser nicht in Hofabläufen und Rohrleitungen verschwindet. Wenn es oberirdisch in Rinnen und Mulden abgeführt wird, können die Versickerungsflächen viel flacher gebaut werden und organische Formen, die ja dem Wesen des Wassers viel besser entsprechen, lassen eine Augenweide entstehen. Statt Rasen können die Pflanzen der Stromtalwiesen und der flussnahen Kies- und Sandbänke angesiedelt werden. Einige der schönsten einheimischen Wildpflanzen gehören dazu. Unbewachsene Flächen bieten bodenbrütenden Insekten und wärmeliebenden Reptilien Lebensraum.

Wie wird die Fläche gepflegt?

Wenn auf den Flächen das Wasser nicht nur versickern, sondern auch fließen darf, dann können immer neue Rohbodenflächen entstehen. Meist wird die Fläche aber nur von der wechselnden Feuchte her einer Überschwemmungsfläche ähneln. Die Dynamik, die die biologische Vielfalt fördert, muss also durch Pflege ersetzt werden. Gehölzsämlinge sollten gejätet oder Saumflächen alle zwei Jahre gemäht werden (also jedes Jahr nur die Hälfte der Saumflächen), temporäre Gewässer, die zuwachsen können, im Abstand von einigen Jahren ausgeräumt werden, Flächen mit kurzlebiger Pioniervegetation ebenfalls. Bei solchen stark veränderlichen Flächen ist es besonders wichtig, dass die Pflanzen Samen bilden können, damit der Bestand sich nach einer langen Dürre aus den im Boden schlafenden Samen wieder aufbauen kann. Die Teilbereiche, die als Blumenkräuterrasen oder Blumenwiese oder Strauchgruppe angelegt sind, werden entsprechend gepflegt.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Da Versickerungsflächen als "NaturErlebnisRäume" das Wasser nur flach anstauen sollten, haben sie immer eine gewisse Größe. Es entstehen also Regengärten oder Regenparks. Die Erschließung mit Wegen und Sitzgelegenheiten ist also wichtig. Jeder, von der Versickerungsfähigkeit des Bodens und seiner Höhenlage geeignete Garten oder Park, kann und sollte zumindest teilweise als Versickerungsfläche geplant werden.

Da die die Versickerungsflächen nach Starkregenereignissen unter Wasser stehen, ist es wichtig, schon die Planung mit einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit und Beschilderung zu begleiten.


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