Insekten bestimmen
In nahezu allen Lebensbereichen trifft man auf kleine fliegende oder krabbelnde Lebewesen mit vielen Beinen. Diese Tiere gehören zur Gruppe der Gliederfüßer (Arthropoden).
Dazu gehören neben den Spinnen- und Krebstieren auch die Insekten. Um die Bestimmung von Insekten leichter zu machen, werden diese zunächst in die Klassen primär ungeflügelte und geflügelte Insekten unterteilt. Die Insekten mit Flügeln werden in rund 30 weiteren Ordnungen unterteilt, deren Umfang sehr unterschiedlich sein kann. Die wissenschaftlichen Namen dieser Ordnungen enden meist mit der Silbe „ptera“, übersetzt Flügel.
Hierzu gehören die Urinsekten. Dies sind flügellose Formen mit beißenden Mundwerkzeugen. Sie entwickeln sich ohne Verwandlung (Metamorphose). Urinsekten sind als älteste Formen aus dem mittleren Devon, vor rund 380 bis 390 Millionen Jahren, bekannt. Zu den Urinsekten gehören zum Beispiel Silberfischchen (Zygentoma) und Springschwänze (Collembola). Auf dem Foto ist ein Silberfischchen (Lepisma saccharina) zu sehen, welches man auch noch Zuckergast nennt und eine Größe von 8 bis 11 mm erreicht.
Diese besitzen fast immer Flügel, meist zwei Paare. Wenn die Flügel fehlen, wie etwa bei Läusen, Flöhen oder Ameisenarbeiterinnen, sind diese in Anpassung an die spezielle Lebensweise zurückgebildet worden. Die Entwicklung der geflügelten Insekten ist immer mit einer Verwandlung (Metamorphose) verbunden. Auf dem Foto ist, als Beispiel für ein Fluginsekt, ein männlicher Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) zu sehen, welcher eine seltene und bedrohte Art in Luxemburg ist.
Zweiflügler sind mit nahezu 160000 Arten eine der größten Insektenordnungen. Im Volksmund wird diese Gruppe auch als Fliegen bezeichnet. Zu Ihnen gehören die oft lästigen Stechmücken, als auch die Schwebfliegen. Wie der Name schon sagt, besitzen sie nur zwei Flügel, das hintere Flügelpaar hat ist zu sog. Schwingkölbchen umgebildet, die zur Stabilisation des Fluges wichtig sind. Zweiflügler haben meist gut ausgebildete Facettenaugen. Alle Vertreter dieser Gruppe durchlaufen eine vollständige Verwandlung, die Larven sind entweder beinlos (Maden) oder haben kleine Stummelbeinchen.
Käfer sind mit über 300000 Arten die größte Insektenordnung. Käfer sind auch für Laien sehr gut als solche zu erkennen, da sich ihre Vorderflügel zu kräftigen Deckflügeln entwickelt haben. Sie geben den Tieren, dass typische Aussehen. Die häutigen Hinterflügel sind geschützt unter den Deckflügeln zusammengefaltet. Käfer durchlaufen eine vollständige Entwicklung. Viele Käferarten verbringen die meiste Zeit ihres Lebens als Larve. Die Entwicklung kann häufig mehrere Jahre dauern, während die erwachsenen Tiere nur kurze Zeit leben.
Schmetterlinge sind durch ihre oft bunte Flügelfärbung sicherlich die auffälligste und auch beliebteste Insektenordnung. Oft wird vergessen, dass auch die eher unscheinbaren Motten auch zu dieser Gruppe gehören. Allen gemeinsam sind die zwei, mehr oder weniger beschuppten Flügelpaare und der Saugrüssel, mit dem in erster Linie flüssige Nahrung aufgenommen wird. Schmetterlinge durchlaufen eine vollständige Entwicklung, wobei die Raupe das Fressstadium, der Schmetterling das Fortpflanzungsstadium ist. Raupen fressen sehr viel und wachsen dadurch sehr schnell. Das Volumen der Raupe verdoppelt sich fast bei jeder Häutung. Spätestens seit Bekanntwerden des Buches „Die Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle ist die Metamorphose des Schmetterlings das Paradebeispiel für die vollständige Verwandlung von der gefräßigen Raupe, über die Puppe zum bunten Schmetterling.
Der Name Hautflügler weist auf die zwei häutigen Flügelpaare hin, die mit Hilfe von kleinen Häkchen gekoppelt werden können. Zu ihnen gehören Wespen, Bienen und Ameisen. Viele Arten dieser Gruppe übernehmen wichtige Schlüsselfunktionen in terrestrischen Ökosystemen. Ganz besonders hervorzuheben ist hier die Bestäubung. Eine Besonderheit bei den Insekten dieser Ordnung ist auch das stark ausgeprägte Brutpflegeverhalten und die Staatenbildung einiger Vertreter. Auch der Brutparasitismus ist hier zu erwähnen; so besitzt nahezu jede Wildbiene ihren eigenen Brutparasiten, die sogenannten Kuckucksbienen, die ihre Eier in die gemachen Nester legen.
Die Larven der parasitoiden Schlupfwespen entwickeln sich in den Jugendstadien anderer Insekten, wodurch sie als Gegenspieler einiger Schädlingsarten als Nützlinge u.a. für die Landwirtschaft dienen.
Libellen sind blitzschnelle Jäger, sowohl ihre Larven im Wasser, als auch die erwachsenen Tiere in der Luft. Als Flieger sind sie regelrechte Akrobaten; sie sind ungewöhnlich schnell, können abrupt abwenden und sogar rückwärts fliegen. Das verdanken sie der besonderen Fähigkeit ihre Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen. Um eine solche Flugakrobatik zu meistern, brauche die Libellen leistungsfähige Komplexaugen. Diese sind seitlich am Kopf und geben diesem sein typisches breites Aussehen. Ein besonderes Schauspiel, welches man im Sommer in der Nähe von Gewässern häufig beobachten kann, ist die Paarung der Libellen, bei der sie in Form eines Herzens zusammenhängen. Im französischen spricht man auch vom „Coeur d’amour“. Selbst in dieser Verbindung kann das Paar noch manches Flugkunststück vollführen.
Wanzen werden von Laien oft mit Käfern verwechselt, haben aber im Gegensatz zu ihnen kürzere Deckflügel, die das hintere Flügelpaar nicht vollständig bedecken. Wanzen haben stechend saugende Mundwerkzeuge, mit denen sie sowohl an Pflanzen als auch Tieren saugen. Die Tiere durchleben eine unvollständige Verwandlung, daher unterscheidet sich die Lebensweise der Larven nur wenig von der, der erwachsenen Tiere. Ein besonderes Merkmal der Wanzen sind die Duftdrüsen, deren intensiv riechendes Sekret zur Feindabwehr eingesetzt wird. Diesem intensiven „Duft“ verdankt zum Beispiel die heimische grüne Stinkwanze ihren Namen.
Die relativ artenarme Ordnung der Heuschrecken ist recht einfach an ihren starken Sprungbeinen und langgestreckten Flügeln zu erkennen. Im Spätsommer trifft man einige Arten recht häufig in Wiesen an, wo sie durch ihr Springen recht auffällig sind, dabei können die meisten Arten sogar auch fliegen. Heuschrecken lassen sich in zwei Gruppen einteilen: die Langfühlerschrecken und die Kurzfühlerschrecken. Zu den Kurzfühlerschrecken gehören die Feldgrashüpfer, die sich überwiegend pflanzlich ernähren, wogegen die meisten Langfühlerschrecken, zu denen z. B. die Grillen gehören, auch kleinere Insekten und Bodentiere auf ihrem Speiseplan haben. Alle Heuschrecken durchleben eine unvollständige Metamorphose, d.h. ihre Entwicklung zum erwachsenen Insekt, verläuft über mehrere Larvenstadien ohne Puppenstadium. Die Larvenstadien sehen dem erwachsenen Insekt ähnlich, wobei ihnen allerdings die vollständig ausgebildeten Flügel fehlen. Erst als erwachsene Tiere können sie den charakteristischen Gesang durch Aneinanderreiben der Flügel oder Beine produzieren, um Geschlechtspartner anzulocken. Der Gesang der einzelnen Heuschreckenarten ist so charakteristisch, dass Experten diese sogar anhand des Gesangs bestimmen und nachweisen können.
Die an Pflanzen saugenden Zikaden sind an ihrer dachförmigen Flügelhaltung zu erkennen. Die Arten haben häufig eine sehr auffällige und bunte Färbung, sind aber in ihrem Lebensraum dennoch gut getarnt und farblich der Umgebung angepasst. Zikaden nehmen flüssige Nahrung auf, indem sie die Pflanzen mit ihrem Saugrüssel direkt in die Leitbahnen anstechen und den zuckerreichen Pflanzensaft saugen. Zikaden besitzen ein eigenes Organ zur Erzeugung von Schallwellen, das Trommelorgan. Die erzeugten Laute dienen der Anlockung von Geschlechtspartnern. Für uns Menschen sind allerdings nur die Laute der Singzikaden hörbar.
Netzflügler mit ihren eher unscheinbaren, zarten Aussehen, sind gefürchtete Jäger mit großem Appetit. Zumindest deren Larven. Ein bekannter Vertreter ist die Florfliege und ihre Larve der Blattlauslöwe, der pro Tag bis zu 100 Blattläuse vertilgen kann. Dazu wird den Tieren ein Verdauungssaft injiziert und der vorverdaute Brei wird dann ausgesaugt. Im Gegensatz zu den Larven der Netzflügler, die alle räuberisch leben, leben die erwachsenen Tiere häufig auch von Nektar und Pollen.
Die Eintagsfliegen sind eine sehr ursprüngliche Insektengruppe. Wie der Name schon sagt, leben erwachsene Eintagsfliegen nur wenige Tage. Das liegt daran, dass sie verkümmerte Mundwerkzeuge haben und der Darm für die Nahrungsverwertung funktionslos ist. Sie können daher keine Nahrung zu sich nehmen und sterben kurze Zeit nach der Fortpflanzung. Ihre im Wasser lebenden Larven dagegen leben mehrere Jahre und ernähren sich von Biofilm, dem organischen Überzug aus Algen und Bakterien auf Steinen und Pflanzen.