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Einjährige Blühflächen

© Bild: NaturGarten e.V.

Viele von uns wissen nicht mehr wie artenreich und bunt Äcker einmal waren. Die vielen verschiedenen, oft bunt blühenden Pflanzen versorgten eine Vielzahl an Tiere mit Nektar, Pollen und Samen und hatten so einen großen Einfluss auf die Biodiversität. Einsaaten mit Ackerkräutern schaffen kurzzeitig farbenfrohe Blühaspekte und bieten zudem verschiedenen Blütenbesuchern und Samenfressern einen gedeckten Tisch.

Pflanzenlisten
einjährige Wildkräuter

Aufwand

Finanziell
niedrig
Gestalterisch
niedrig
Fachliche Expertise bei der Planung
niedrig
Fachliche Expertise beim Bau
niedrig
Fachliche Expertise bei der Pflege
niedrig
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Eine Samentüte wird ausgestreut und schon nach wenigen Wochen blühen bunte Blumen - das ist auch mit einheimischen Wildpflanzen möglich. Knallroter Mohn, Blaue Kornblumen, Gelbe Saatwucherblume, es ist ein Feuerwerk der Farben. Aber wie jedes Feuerwerk, ist es schon bald vorbei. Dass eine Pflanze nur ein Jahr lebt, ist eher selten, die meisten Arten sind mehrjährig und sorgen erst einmal für eine gute Grundlage, indem sie ein dauerhaftes Wurzelwerk ausbilden. Wer sich schnell entwickelt und schnell blüht, ist bald weg vom Fenster.

Solch ein Blütenfeuerwerk kann in bestimmten Jahren, zum Beispiel anlässlich eines Jubiläums, Flächen verschönern, es kann genutzt werden, um Flächen, deren Umgestaltung erst im nächsten Jahr ansteht blütenbunt zu begrünen und die Besiedlung mit konkurrenzstarken unerwünschten Beikräutern zu verhindern. Insbesondere Erdmieten bei Bauvorhaben können so zu knalligen Werbeplakaten werden. Besonders sinnvoll ist es, einjährige Wildpflanzen bei der Pflanzung von Gehölzen oder der Ansaat von Säumen mit auszusäen. So sorgen wir in der Zeit, in der die mehrjährigen Pflanzen erst einmal „ankommen“, für bunte Blüten und Bodenbedeckung.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Van Gogh und viele andere Maler haben sie festgehalten: Felder mit roten Mohnblumen, blauen Kornblumen und gelben Wucherblumen -früher waren unsere Äcker bunt. Wer heute einen Feldblumenstrauß pflücken möchte, muss ein biologisch bewirtschaftetes Feld suchen. Denn die Verwendung von Herbiziden verhindert das Aufkommen einjähriger Wildblumen. Mohn und Kornblumen, Wucherblumen und Acker-Rittersporn sind keine Pflanzen der „Blumenwiesen““, sondern Wildpflanzen der beackerten Felder und dort leider meist unerwünschte Beikräuter.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

Einsaaten mit einjährigen Ackerwildkräutern sind vor allem für Blütenbesucher interessant. Da der Standort nur ein Jahr existiert, können sich aber kaum Tiere ansiedeln, denn die meisten Tiere brauchen ja mehr als bunte Blüten. Auch fällt auf, dass diese zumeist mit den ersten Ackerbauern bei uns eingewanderten Pflanzen von weniger Tierarten genutzt werden, werden als ihre dauerhaften Verwandten. So beobachtete der Wildbienenspezialist Paul Westrich auf der Kornblume 7 pollensammelnde Wildbienenarten, auf der Wiesen-Flockenblume aber 39 und auf Rispen- und Skabiosenflockenblume 31 Arten. Auf Klatschmohn sammeln 10 Wildbienenarten Pollen, eine sehr seltene Wildbienenart, die Mohn-Mauerbiene, tapeziert ihre Bruthöhlen bevorzugt mit den Blütenblättern von Mohn, aber auch von Kornblumen.

Aber nutzt es den Wildbienen, die die Blüten besuchen, wenn sie keine Nistmöglichkeiten finden? Als Beispiel soll uns die Mohn- Mauerbiene dienen. Sie braucht sandhaltigen, mageren, nur schütter bewachsenen Boden, der leicht verfestigt, aber nicht ständig gestört wird. Früher gab es solche Böden an den Feldwegen oder auf der Weide neben dem Kornfeld. Auch aus den Raupen der Schmetterlinge im Beet können nur dann Falter schlüpfen, wenn die Raupen einen ruhigen Platz für die Überwinterung finden. Besonders sinnvoll ist deshalb die Zwischensaat von Ackerwildblumen in Gehölzpflanzungen oder in anderen mehrjährigen Pflanzungen. Zwischenbegrünungen, die nach einem Jahr Standzeit vollständig verändert werden, wie die Begrünung von Erdmieten, sollten möglichst erst nach dem Winter abgebaut werden, damit Vögel und andere Tiere hier noch Winternahrung finden und überwinternde Insekten noch schlüpfen können.

Wie wird die Fläche angelegt?

Jede Einsaat braucht einen gut vorbereiteten, lockeren und beikrautfreien Boden. Wenn der Boden mit problematischen Besiedlern nährstoffreicher Böden, wie Ackerwinde, Ackerkratzdistel oder Quecke durchsetzt ist, ist zu empfehlen, dass gleich eine dauerhafte Gestaltung der Fläche in Angriff genommen wird, da die Ackerwildkräuter die Ansiedlung dieser problematischen Pflanzen zwar behindern, diese aber nicht zurückdrängen können, wenn ihre Wurzeln schon im Boden sind. Auf den gut vorbereiteten Boden wird dann gesät. Da Wildpflanzensamen sehr fein sind, sollte der Samen mit einem Saathelfer vermischt werden. Feuchter Sand hat sich dabei gut bewährt. Wenn von Hand eingesät wird, wird das mit dem Saathelfer vermischte Saatgut in zwei Hälften geteilt und mit jeder der beiden Teilmengen die gesamte Fläche eingesät. Dabei ist es sinnvoll, beim zweiten Arbeitsgang rechtwinklig zum ersten Arbeitsgang zu arbeiten, also „kreuzweise“. Das Saatgut darf auf keinen Fall eingearbeitet werden, denn die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Es ist aber wichtig, zum Beispiel mit einer Walze, für einen guten Bodenanschluss zu sorgen.  Falls möglich, sollte die Fläche in den ersten sechs Wochen feucht gehalten werden. Vorsicht, nicht zu stark wässern, damit das oberflächlich aufliegende Saatgut nicht abgeschwemmt wird. In heißen Sommer kann eine dünne Mulchschicht aus samenfreiem Grasschnitt, etwas Stroh oder Heu das Aufgehen der Saat erleichtern. Allerdings sollte dies Material keine problematischen Unkrautsamen enthalten.

Wie wird die Fläche gepflegt?

Eine weitere Pflege ist nicht notwendig, wenn die Bodenvorbereitung für ein beikrautarmes Beet gesorgt hat. Falls wenige unerwünschte Pflanzen auflaufen, können diese gejätet oder abgeschnitten werden. Damit wird man aber auch immer Jungpflanzen der eingesäten Arten beeinträchtigen.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Bei allen naturnahen Flächen ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger auf diese ungewöhnliche Gestaltung neugierig gemacht und informiert werden und dass sie dann die Tiere und Pflanzen, die angesiedelt wurden, auch erleben können. Eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Beschilderung sollten die Maßnahmen also begleiten. Bei größeren Flächen ist es schön, wenn die lebendige Vielfalt auf ihnen nicht nur von der Seite erlebt werden kann. Regelmäßig gemähte Wege durch einen höheren Bestand machen das Feuerwerk zugänglich, ggf. müssen Schrittverweigerer helfen, dass die Flächen selber nicht niedergetrampelt werden.


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