Fugeneinsaat
© Bild: NaturGarten e.V.
Dort wo Plätze oder Wege stabil befestigt werden müssen, eignet sich eine Fugeneinsaat zur Begrünung. Die besonderen Bedingungen von Hitze, Schatten und Nährstoffarmut erinnern ein wenig an Geröllhalden oder Felswände und können somit besondere Lebensräume für verschiedene Tier und Pflanzenarten darstellen. Anstatt eine Fläche vollständig zu versiegeln und somit kein Leben zuzulassen, dem Ortsklima zu schaden und bei Starkregen die Kanalisation zu überlasten, können blühende Fugen stattdessen einen positiven Beitrag leisten.
Pflanzenliste
Fugeneinsaat
Aufwand
Finanziell | hoch | |
Gestalterisch | hoch | |
Fachliche Expertise bei der Planung | mittel | |
Fachliche Expertise beim Bau | hoch | |
Fachliche Expertise bei der Pflege | niedrig |
Die Klimakrise wird uns immer höhere Sommertemperaturen bescheren. Besonders auf gepflasterten und asphaltierten Plätzen wird die brütende Hitze dann unerträglich. Neben Schattenbäumen kann der Wildblumenschotterrasen Abhilfe schaffen. Manchmal ist es aber notwendig, doch größere Flächen zu befestigen, zum Beispiel, weil im Winter die Möglichkeit bestehen soll, Schnee mit Fahrzeugen zu räumen. Gepflastert und doch begrünt - das war vor der Erfindung von Fugenverguss und Herbiziden auch kaum zu verhindern. Insbesondere historische Großpflaster haben weite Fugen, die gut zu begrünen sind. Sie wurden früher oft mit großformatigen Platten und engfugigen kleineren Pflasterformaten kombiniert. So können wunderschöne Pflasterflächen gestaltet werden. Inzwischen werden auch Betonpflaster mit Aussparungen oder abgerundeten Ecken angeboten, die ähnlich verwendet werden können. Für untergeordnete Flächen stehen Rasengittersteine zur Verfügung. So versickert ein erheblicher Teil des Regenwassers auf der Fläche selber, das dann in Hitzeperioden über die Pflanzen auf der Fläche selber verdunsten kann.
Begrünte Pflasterflächen sind nährstoffarm und liegen oft in der Sonne, manchmal aber auch im Schatten großer Gebäude. Das sind Standorte, wie sie in Felswänden oder im Geröll am Fuß der Felsen vorkommen. Nährstoffarme Standorte sind in unserer Landschaft sehr selten geworden. Wir können also so etwas naturfernes wie das Pflaster, wenn es denn sein muss, doch zu einem interessanten Lebensraum gestalten.
Sonnig und warm, das lieben viele Insekten. In den Fugen zwischen großen Pflastersteinen finden manche Wildbienen-Arten ideale Orte zur Anlage ihrer Nester. Auf stark genutzten Flächen halten sich nur die ganz widerstandsfähigen trittverträglichen Pflanzen, an ruhigeren Eckchen kann aber auch duftender Thymian kriechen oder die zarten Blüten von Glockenblumen und Nelken über dem Pflaster nicken. Im Schatten, vor allem am Fuß von Mauern sind das dann eher Farne oder Taubnessel.
Für begrünte Pflaster- und Plattenbeläge werden als Frostschutz-, Tragschicht und Bettung der Steine nur Materialien mit so genanntem „0-Anteil“ verwendet. So kann Wasser in Trockenzeiten kapillar aufsteigen. Man kann die Flächen der Selbstbegrünung überlassen, meist kommen in der Umgebung aber nicht mehr die Spezialisten der trockenen mageren Standorte vor. Das Ergebnis wird ansprechender, wenn besonders schöne Magerrasenpflanzen eingesät werden. Wenn die Fugen fast vollständig gefüllt sind, wird beim letzten Arbeitsgang das Fugenmaterial im Verhältnis 1:1 mit gütegesichertem Grünkompost und dem Saatgut vermischt und eingefegt.
Noch mehr als beim Wildblumenschotterrasen werden diese Flächen durch Benutzung, also durch die Füße und Räder der Nutzenden, gepflegt. Mähen ist nur notwendig, wenn höher werdende Staudenstängel stören. Falls sich doch einmal Gehölzsämlinge wie Birken oder Saal-Weiden ansiedeln, sollten diese in einem frühen Stadium gejätet werden. Gehölze können, im Gegensatz zu den weichen Wurzeln der Gräser und Kräuter, mit dem Dickenwachstum der verholzten Wurzeln Pflasterbeläge verschieben.
Zu historischen Plätzen gehörten früher unverzichtbar öffentliche Brunnen, manchmal auch Wasserspiele oder kleine Wasserläufe. Wasser belebt die Plätze und wirkt kühlend. Wenn Regenwasser nicht in der Kanalisation verschwinden soll, sondern möglichst in Versickerungseinrichtungen wieder dem Grundwasser zugeführt wird, ist eine oberirdische Regenwasserableitung in Muldenrinnen sehr vorteilhaft. Fließendes Wasser wird wieder erlebbar und die Führung der Muldenrinnen ist eine schöne Möglichkeit, Flächen zu gliedern und zu gestalten. Übrigens gibt es ja auch öfters am Fuß von Felsen kleine Quellen, Wasser und Stein passen gut zueinander. Unerlässlich sind Sitzgelegenheiten, um Begegnungen und Erholung zu ermöglichen. Auch diese können, zum Beispiel mit einem Trockenmauerhochbeet kombiniert, gleichzeitig als Lebensraum gestaltet werden.
Da begrünte Pflasterflächen ungewöhnlich sind, ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger neugierig gemacht und informiert werden, damit sie dann die Tiere und Pflanzen, die angesiedelt wurden, auch erleben und wertschätzen können. Eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Beschilderung sollten die Maßnahmen also begleiten.
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