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Wildblumenschotterrasen

© Bild: NaturGarten e.V.

Überall dort wo Flächen begrünt werden, aber weiterhin bestimmte Funktionen erfüllen sollen, können Wildblumenschotterrasen eine gute Lösung sein. Hier können anpassungsfähige, robuste Pflanzen wachsen und sogar solche selten gewordener und magerer Standorte, wie Magerrasenarten, gefunden werden. Der Bewuchs lockt somit nicht nur verschiedene Tiere an, sondern wirkt sich durch Entsiegelung zudem noch positiv auf die Versickerungsfähigkeit des Bodens, eine Entlastung der Kanalisation bei Starkregenereignissen und das Stadtklima aus.

Pflanzenliste
Schotterrasen

Aufwand

Finanziell
mittel
Gestalterisch
niedrig
Fachliche Expertise bei der Planung
mittel
Fachliche Expertise beim Bau
mittel
Fachliche Expertise bei der Pflege
niedrig
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Bunter Rasen statt Asphalt oder Beton - beim Wildblumenschotterrasen zeigen sich wie in einem Brennglas die Vorteile naturnaher Gestaltungen, die sich ja dadurch auszeichnen, dass auch Funktionsflächen so gebaut werden, dass durch die Ansiedlung einheimischer Wildpflanzen hier die Biodiversität gefördert wird. Dadurch entstehen begrünte Flächen, die zur Abkühlung des Kleinklimas beitragen, statt zur Überhitzung, wie das die konventionellen Alternativen tun. Die krautigen Pflanzen bleiben sogar in Hitzeperioden grün und manche Arten blühen auch in Jahrhundertsommern unbeeindruckt weiter. Wildblumenschotterrasen sind arten- und strukturreich, da der Bewuchs sich an den Nutzungsdruck anpasst. Nur bei gleichmäßiger Nutzung entstehen gleichmäßige Teppiche, dort wo stärker genutzt wird, bleibt der Bewuchs niedrig und schütter, dort wo wenig belastet wird, wachsen die Pflanzen höher. Die Flächen eignen sich also für Bereiche mit geringem gestalterischem Anspruch oder für Flächen, wo eine wilde Buntheit der Farben und Strukturen erwünscht ist. Insbesondere in Parks und auf Spielgeländen für Kinder bieten Wildblumenschotterrasen zahlreiche klima- und biodiversitätsfördernde Möglichkeiten, wenn Flächen befestigt werden müssen.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Magere Weiderasen auf steinreichem Boden finden wir eigentlich nur noch in Naturschutzgebieten. Sie sind abhängig davon, dass es Tierhalter gibt, die ihre Tiere dort weiden lassen, ohne den Ertrag der Rasen durch Düngung zu erhöhen. Meist werden diese Flächen aber „der Natur“ überlassen und dann besiedeln Bäume und letztendlich Wald die Standorte und die besonders artenreiche biologische Vielfalt der Magerrasen verschwindet. Leider gibt es zu wenig wilde Pflanzenfresser, die Kühe, Ziegen oder Schafe ersetzen könnten.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

Bei befestigten Flächen steht immer die Nutzung im Vordergrund. Wir können also nicht erwarten, dass alle Pflanzen- und Tierarten der Magerrasen hier angesiedelt werden können. Die mageren, gut durchwärmten und blütenreichen Flächen sind aber perfekte Lebensräume für viele Insektenarten, gerade auch weil der Bewuchs so schwach wächst, dass kaum gemäht werden muss. Neben den Sitzgelegenheiten oder den Autoreifen werden also Hauhechelbläulinge und andere Schmetterlinge gaukeln und Wildbienen über Thymianrasen summen. Und wenn am Rand der Flächen trockene Staudenstängel nicht abgemäht werden, sondern stehen bleiben dürfen, dann finden auch Wildbienen und Scheinbockkäfer ein Zuhause für ihre Nachkommen.

Wie wird die Fläche angelegt?

Informelle Wege und Plätze, sowie Flächen für den ruhenden Verkehr werden entsprechend den Anforderungen an die zu erwartende Belastungen mit einer wassergebundenen Wegedecke befestigt, die dann mit speziellem Wildpflanzensaatgut eingesät wird. Wie bei allen wassergebundenen Wegen ist es natürlich auch hier wichtig, dass das Wasser kapillar aufsteigen kann, das Material also einen Null-Anteil enthält. Frostschutz- und Tragschichten werden so dick eingebaut, wie es die Nutzung erfordert.

Als Deckschicht ohne Bindemittel hat sich Kalkschotter bewährt, zum Beispiel in der Körnung 0/32, gegebenenfalls auch 0/22 (mit einer Mindestdicke von 12 cm für 0/32 , und 7 cm für 0/22 cm). Kalkschotter hat den Vorteil, dass er latent hydraulisch ist und etwas abbindet. Es können aber auch andere Steinsorten eingebaut werden. Alle Schichten, auch das Planum des Untergrundes, werden im geplanten Gefälle (mindestens 1%, besser 2,5 %) bis zur geforderten Tragfähigkeit verdichtet. Nach dem Vorverdichten der Deckschicht wird diese oberflächlich wieder aufgeraut, bei kleinen Flächen geschieht das meistens händisch mit Spitzhacke, ansonsten bieten sich Wegefräsen oder Federzinkenegalisierer an, die sonst bei der Pflege von wassergebundenen Wegedecken eingesetzt werden. Danach wird gütegesicherter Grünkompost (5 – 30 l/qm) aufgebracht und eingeharkt. Der Kompost soll die Vegetationstragschicht nicht dauerhaft verbessern, er dient nur als Saatbett, das am Anfang die Feuchtigkeit hält und etwas Nährstoffe bereitstellt.

Die Menge des Wildpflanzensaatgutes ist gering, je nach Mischung 1 – 6 g/qm, denn die Samen der meisten Wildpflanzen sind sehr fein. Zum Aussäen wird das Saatgut deshalb mit einem Saathelfer gestreckt, z.B. mit Vermiculit. Bei der Aussaat von Hand hat sich leicht feuchter Sand bewährt. Dabei wird die Fläche zweimal mit je einer Hälfte der Mischung kreuzweise eingesät. So hat man beim zweiten Gang noch die Möglichkeit, Unregelmäßigkeiten zu korrigieren. Auf dem dunklen Kompost ist der helle Sand gut zu sehen und so können Lücken gut geschlossen werden.

Erst nach der Aussaat wird die Fläche dann noch einmal gründlich verdichtet, am besten mit einer Walze. Wer das zum ersten Mal macht, kann sich nicht vorstellen, dass die Samen das unbeschädigt überstehen, aber gerade weil sie so klein sind, keimen sie nach ein paar Wochen unbeeindruckt.

Wie wird die Fläche gepflegt?

Fast alle Pflanzen, die sich auf einem Blumenschotterrasen - sei es mit Absicht eingebracht, sei es spontan angesiedelt wachsen - sind erwünscht. Baumsämlinge, die problematisch wären, haben hier keine Chance. Insofern ist Pflege eigentlich nicht nötig. Manchmal siedelt sich zu Beginn Weiß-Klee an, der durch seine stickstoffsammelnde Eigenschaft die Hungerspezialisten verdrängt und zu einer Humusanreicherung führt. Es sollte selektiv gejätet werden. Ebenfalls sollte, um Humusanreicherung zu vermeiden, das Falllaub entfernt werden. Wenn höherer Bewuchs auf ungenutzten Teilflächen nicht geduldet werden soll, kann die Fläche einmal im Jahr gemäht werden, am besten mit einem Balkenmäher oder einer Heckenschere an der Teleskopstange, so bleiben die Tierverluste so niedrig wie möglich. Das Mahdgut wird am besten auf der Fläche getrocknet und erst nach einigen Tagen abgeräumt.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Gerade weil die Flächen optisch kaum von Grünflächen zu unterscheiden sind, ist es manchmal nötig, durch Einfassungen die Grenze des befestigten Bereiches zu markieren. Wenn diese Einfassungen aus Materialien gebaut werden, die auch wieder ein Lebensraum sind, wird der ökologische Wert der Fläche noch erhöht, Lebensraumholz, Trockenmauern oder Steinriegel bieten den Blütenbesuchern dann Hohlräume und Futter für die Larvenstadien. So entwickeln sich zahlreiche Schwebfliegenarten und die Blüten besuchenden prächtigen Pinsel- und Rosenkäfer in großen Laubholzstücken.


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