Skip to main content

Zwischenbegrünung 1-5 Jahre

Begrünungen mit ein- bis zweijährigen Pflanzen erzeugen in der Regel ein richtiges Blütenfeuerwerk. Für besondere Anlässe oder auch zum Überbrücken von Zeit bis eine Gestaltungsmaßnahme oder ein Bauvorhaben startet, bieten die kräftig und bunt blühenden Wildpflanzen vor allem Pollen und Nektar und können durch dichten Wuchs auch unerwünschte Beikräuter im Zaum halten. Auf Bauerwartungsland muss nicht gepflegt werden, sodass vor allem Insekten davon profitieren und sie ihren gesamten Lebenszyklus durchlaufen können, ohne gestört zu werden.

Pflanzenlisten
Natur auf Zeit

Aufwand

Finanziell
niedrig
Gestalterisch
niedrig
Fachliche Expertise bei der Planung
niedrig
Fachliche Expertise beim Bau
niedrig
Fachliche Expertise bei der Pflege
niedrig
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Dörfer und Städte wandeln sich, weil unserer Ansprüche sich ändern. Aus Industrieflächen werden Wohngebiete; Gewerbeflächen werden entwickelt und sollen erst in einigen Jahren bebaut werden. Für einige Jahre darf dieses Land zu nichts nutze sein - welche Chance! Meist bleibt es unberührt und damit wird das Potential auch zu wenig genutzt. Denn solche Flächen können nur von den ausbreitungsstarken Pflanzen besiedelt werden, die auch in der Nähe vorkommen. Leider sind das oft „invasive Neophyten“. Das sind Gartenpflanzen, die sich außerhalb der Gärten stark vermehren und bei denen nachgewiesen ist, dass sie die Biodiversität schädigen. Viel ansehnlicher und lebendiger werden solche Flächen, wenn sie mit einheimischen Wildpflanzen eingesät werden, die darauf spezialisiert sind, gestörte Standorte zu besiedeln, die aber, weil solche Standorte in der Natur immer seltener werden, meist nicht in unmittelbarer Nähe vorkommen. Diese Pflanzen sind oft wüchsig, werden relativ hoch und kommen schnell zur Blüte. Einige Jahre leuchtet hier also ein Blütenmeer.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Acker, Wiese, Wald, Fluss und See- das ist in unserer Landschaft klar getrennt und bleibt auch so, weil wir Menschen dafür sorgen: Baumjungwuchs auf der Wiese wird durch Mahd entfernt, Flüsse und Seen haben starre Ufer. Wo Wald durch Brände, Sturm oder Schädlinge verschwindet, wird sofort wieder aufgeforstet. Dabei haben die Flächen, die immer wieder leicht gestört werden, eine besonders hohe biologische Vielfalt. Veränderung schafft Lebendigkeit. Überschwemmungen oder weidende und wühlende Tiere schaffen Raum für Pioniere. Wenn der Landschaft diese Einflüsse fehlen, zum Beispiel, weil alle Weidetiere nur noch in Ställen gehalten werden, finden die Pioniere unter den Pflanzen und Tieren keine Flächen mehr.  Früher gab es an unregulierten Flüssen immer neue Kies- und Sandbänke. Auf Weiden entstanden offene Bodenstellen, mal mager, mal nährstoffreicher, dort wo die Tiere länger lagerten und sich deshalb Mist ansammelte. Lange Zeit fanden diese Pflanzen in unseren Städten und Dörfern noch als „Dorfunkrautflora“ Rückzugsräume, die aber inzwischen alle unter Pflaster und Asphalt verschwunden sind.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

Da die Flächen nur für eine begrenzte Zeit angelegt werden, muss kaum gepflegt werden. Wenn die natürlicherweise aufkommenden Gehölze die Fläche überwuchern würden, ist sie längst ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Eine Mahd zum Zurückdrängen der Gehölze ist also nicht nötig und damit gibt es auch die Tierverluste nicht, die mit der Mahd immer verbunden sind. Hier finden Insekten alles was sie brauchen: nektarreiche Blüten, zahlreiche einheimische Wildpflanzenarten, an denen Raupen und Larven fressen können. Und weil niemand die Stängel abschneiden muss, können sie nicht nur fressen, sondern sich auch sicher verpuppen und schlüpfen.

Wie wird die Fläche angelegt?

Jede Einsaat braucht einen gut vorbereiteten, lockeren und beikrautfreien Boden. Wenn der Boden mit problematischen Besiedlern nährstoffreicher Böden, wie Ackerwinde, Ackerkratzdistel oder Quecke durchsetzt ist, ist zu empfehlen, die Fläche mehrfach bei trockenem Wetter zu fräsen. Auf den gut vorbereiteten Boden wird dann gesät. Da Wildpflanzensamen sehr fein sind, sollte der Samen mit einem Saathelfer vermischt werden, feuchter Sand hat sich gut bewährt. Bei großen Flächen haben sich pneumatische Sämaschinen bewährt. Wenn von Hand eingesät wird, wird das mit dem Saathelfer vermischte Saatgut in zwei Hälften geteilt und mit jeder der beiden Teilmengen die gesamte Fläche eingesät. Dabei ist es sinnvoll, beim zweiten Arbeitsgang rechtwinklig zum ersten Arbeitsgang zu arbeiten, also „kreuzweise“. Das Saatgut darf auf keinen Fall eingearbeitet werden, denn die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Es ist aber wichtig, die Samen gut anzudrücken, zum Beispiel mit einer Walze, und so für einen guten Bodenanschluss zu sorgen. Falls möglich, sollte die Fläche in den ersten sechs Wochen feucht gehalten werden. Vorsicht, nicht zu stark wässern, damit das oberflächlich aufliegende Saatgut nicht abgeschwemmt wird. In heißen Sommer kann eine dünne Mulchschicht aus samenfreiem Grasschnitt, etwas Stroh oder Heu das Aufgehen der Saat erleichtern. Allerdings sollte dies Material keine problematischen Unkrautsamen enthalten. Oft keimen zuerst einjährige Samen, die im Boden schlafen. Fachleute können erkennen ob zu viele Melden (Atriplex sp.), Gänsedisteln (Sonchus sp.) und Co. auflaufen, und die Aussaat zu stark verschattet wird. Dann sollte nach 5 - 7 Wochen ein Schröpfschnitt vorgenommen und das Mahdgut vorsichtig abgerecht und entsorgt werden. Bei gründlicher Bodenvorbereitung kann der Schröpfschnitt auch entfallen.

Wie wird die Fläche gepflegt?

So eine Blütenpracht auf Zeit muss nicht gepflegt werden. Denn hier ist die Veränderung das Ziel und Veränderungen, die den Wert für die biologische Vielfalt mindern würden, sind in der kurzen Zeit bis zur endgültigen Bebauung nicht zu erwarten. Sollten doch invasive Neophyten aufkommen, dann können diese selektiv gemäht oder gejätet werden. Es kann natürlich sein, dass die Tatsache, dass hier nicht gepflegt wird, zu Stirnrunzeln führt. Müll sollte immer entfernt werden, eine „Akzeptanzpflege“, wie das regemäßige Mähen der Ränder und eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit machen deutlich, dass die Fläche mit gutem Grund unberührt bleibt. Besondere Aufmerksamkeit braucht aber der Überführung in den geplanten Endzustand. Am besten ist es, wenn Mahdgut nicht entsorgt, sondern auf Nebenflächen gelagert werden kann, damit ein Teil der letzten Generation noch schlüpfen kann. Eine Umwandlung in Abschnitten sorgt dafür, dass den Tieren Rückzugsräume erhalten bleiben. Wenn die Grünflächen der Endbebauung dann naturnah angelegt werden, ist ein sanfter Übergang auf Teilflächen möglich.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Bei allen naturnahen Flächen ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger auf diese ungewöhnliche Gestaltung neugierig gemacht und informiert werden und dass sie dann die Tiere und Pflanzen, die angesiedelt wurden, auch erleben können.

Da hier nicht gepflegt wird, sollte bei Flächen mit Publikumsverkehr eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Beschilderung die Maßnahmen begleiten, die am besten schon vor Beginn der Maßnahme einsetzt. Bei größeren Flächen ist es schön, wenn die lebendige Vielfalt auf ihnen nicht nur von der Seite erlebt werden kann. Regelmäßig gemähte Wege durch einen höheren Bestand sind da hilfreich, ggf. müssen Schrittverweigerer helfen, dass die Flächen selber nicht niedergetrampelt werden.


Passende Grünflächentypen

Straßenbegleitgrün mit Wechselpflanzung und Stauden
zum Artikel
Spielplätze, verschiedene Teilflächen
zum Artikel
Freifläche, Parkanlagen
zum Artikel
Brachfläche, Bauerwartungsland
zum Artikel
Friedhöfe, Kirchengrund
zum Artikel
Bepflanzung an Kapellen, Denkmälern und Wegkreuzen
zum Artikel
Pflanzkübel: normale Pflanzerde
zum Artikel