Blumenkräuterrasen
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Eingesäte Blumen- bzw. Kräuterrasen haben magere Weiderasen zum Vorbild. Sie sind dementsprechend robust, trittverträglich und können daher auf unterschiedliche Art genutzt werden. Da sie gleichzeitig sehr artenreich sind, sind sie eine Bereicherung für Tiere und Pflanzen und schaffen neue Lebensräume, die ansonsten durch intensiv gepflegten Einheitsrasen oder Beton verloren wären.
Pflanzenliste
Blumenkräuterrasen
Aufwand
Finanziell | mittel | |
Gestalterisch | niedrig | |
Fachliche Expertise bei der Planung | niedrig | |
Fachliche Expertise beim Bau | niedrig | |
Fachliche Expertise bei der Pflege | mittel |
Lebendige Farbigkeit ist schon bei Teppichen in Gebäuden oft schöner, wie viel mehr draußen im Garten oder auf Grünflächen. Der klinisch reine, saftig grüne Grasteppich ist nur mit viel Aufwand an Arbeit (Mähen), umweltbelastenden Stoffen (Dünger, Herbizide) und Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser) zu verwirklichen. Wenn wir Kräuter im Rasen als Wildkräuter wahrnehmen, die die biologische Vielfalt fördern - und nicht als Unkräuter, die bekämpft werden müssen- dann ist der Weg zum Blumenkräuterrasen nicht mehr weit. Artenarme Flächen werden aber nicht allein durch Verzicht auf Intensivpflege artenreicher, wenn in der Nähe auch nur artenarme Bestände vorhanden sind. Es lohnt sich, einmal die Umwandlung der Fläche anzugehen. Dann bietet sie alles, was normale Rasenflächen bieten sollen: eine belastbare Narbe, auf der gespielt und gelagert werden kann.
Weite Flächen mit einzelnen Bäumen, Strauchgruppen und auch dichteren Wäldern sind nicht nur besonders schöne Landschaften, sie sind in Mitteleuropa auch besonders artenreich. Hier können die meisten Pflanzen und Tiere die spezielle Nische finden, die zu ihnen passt. Außerdem sind solche Landschaften wunderschön und die meisten innerstädtischen Parks werden diesem Urbild der schönen Landschaft nachgebildet. Eine solche Landschaft wird durch extensive landwirtschaftliche Nutzung erhalten, vor allem durch die schonende Beweidung mit Kühen, Pferden, Schafen und Ziegen. Die mageren Weiderasen sind sehr artenreich und entwickeln durch den Tritt der Tiere und das regelmäßige Abfressen eine belastbare Narbe. (Leider sind in den letzten Jahrzehnten viele Nutztiere aus der Landschaft in die Ställe verschwunden und mit ihnen die extensiv genutzten, blüten- und insektenreichen, mageren Weiden.
Seit Millionen von Jahren gibt es in Europa beweidete, von Gräsern dominierte Flächen, die Weiderasen. In den Kaltzeiten gab es auf ihnen keine oder nur sehr wenige Gehölze, in Warmzeiten gab es Wälder, die aber wohl mehr oder weniger licht waren, denn sie wurden von zahlreichen großen Pflanzenfressern (z.B. Elefanten, Nashörnern, Wildrindern, Wildpferden) beweidet. Erst in unserer Warmzeit, für die Entwicklung der biologischen Vielfalt superkurzen Zeit von zehntausend Jahren, sind die meisten dieser Arten, vermutlich vom Menschen, ausgerottet worden. Zum Glück für viele Arten übernahmen die landwirtschaftlichen Nutztiere die ökologische Funktion der wilden Pflanzenfresser. Wir können den ökologischen Wert eines Blumenkräuterrasens also erhöhen, indem wir Strukturen schaffen, wie sie durch Beweidung entstehen, denn an solche Strukturen sind die Tiere, die hier leben, angepasst. Offene Bodenstellen werden von bodenbrütenden Insekten besiedelt, Lebensraumholz ebenfalls. Auf Weiden entstehen durch Wälzen und Suhlen der Tiere auch immer wieder Kleingewässer, manche davon trocknen nach einigen Wochen aus, andere sind dauerhaft. Der Wunsch nach einer Wasserfläche auf offenen Grünflächen, wie wir das in den Parks oft verwirklicht sehen, macht also auch ökologisch gesehen Sinn. Eine Kombination aus schonender Mahd und Kinderfüßen kann durchaus Lebensräume schaffen, die Magerweiden ähneln, wenn erst einmal der Artenreichtum dieser Biotope angesiedelt wurde.
Wie bei allen größeren offenen Flächen, die umgewandelt werden sollen, stellt sich die Frage, ob die gesamte Fläche umgebrochen und eingesät wird, oder ob eine Teilumwandlung besser zu den vorhandenen Ressourcen passt. Zusätzlich oder auch als einzige Maßnahme können einzelne Arten mit einer Initialpflanzung angesiedelt werden. Das richtige Saatgut ist entscheidend für den Erfolg. Es dürfen nur echte einheimische Wildkräuter und Wildgräser enthalten sein. Zuchtformen von Gräsern und landwirtschaftliche Nutzsorten von Kräutern (z.B. von Hornklee) sind viel zu konkurrenzstark und führen bald zu einer Verarmung der Flächen. Also keinen sogenannten „Landschaftsrasen“ verwenden.
Wenn die Ressourcen begrenzt sind, muss nicht die gesamte Fläche umgebrochen werden, es reicht oft, wenn Teilflächen neu eingesät werden. Diese sollten möglichst als Streifen über die gesamte Länge angelegt werden, die Breite sollte nicht unter zwei Meter liegen, kann aber auch breiter sein, es ist sinnvoll, die Maße an die verwendeten Maschinen anzupassen. Flächen im Wurzelbereich der Bäume sollten grundsätzlich von der Umwandlung ausgenommen werden, da die Wurzeln, die die Bäume mit Nährstoffen versorgen sich in der obersten Bodenschicht befinden.
Einsaaten sind nur erfolgversprechend, wenn der Boden annähernd beikrautfrei ist. Jede Einsaat braucht einen gut vorbereiteten, lockeren Boden. Der vorhandene Bewuchs wird durch tiefgründiges und gegebenenfalls mehrfaches Fräsen oder Grubbern entfernt und so ein lockeres Saatbett bereitet. Auf den gut vorbereiteten Boden wird dann gesät, bei größeren Flächen mit einer pneumatischen Sämaschine, am besten in einer Kombination mit einer Walze, die das Saatgut gleich andrückt. Da Wildpflanzensamen sehr fein sind, sollte der Samen mit einem Saathelfer vermischt werden, zum Beispiel Vermiculite. Für die Aussaat von Hand hat sich feuchter Sand bewährt. Dabei wird das mit dem Saathelfer vermischte Saatgut in zwei Hälften geteilt und mit jeder der beiden Teilmengen die gesamte Fläche eingesät. Dabei ist es sinnvoll, beim zweiten Arbeitsgang rechtwinklig zum ersten Arbeitsgang zu arbeiten, also „kreuzweise“. Das Saatgut darf nicht eingearbeitet werden, denn die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Auch bei der Handsaat ist es wichtig, die Samen gut anzudrücken, zum Beispiel mit einer Walze, und so für einen guten Bodenanschluss zu sorgen. Falls möglich, sollte die Fläche in den ersten sechs Wochen feucht gehalten werden. Vorsicht, nicht zu stark wässern, damit das oberflächlich aufliegende Saatgut nicht abgeschwemmt wird. Einsaaten unter Bäumen müssen das ganze erste Standjahr über und bei hohem Wurzeldruck auch noch in den Folgejahren gewässert werden. In heißen Sommern kann eine dünne Mulchschicht aus samenfreiem Grasschnitt, etwas Stroh oder Heu das Aufgehen der Saat erleichtern. Allerdings darf dies Material keine problematischen Unkrautsamen enthalten. Oft keimen zuerst einjährige Samen, die im Boden schlafen. Fachleute können erkennen, ob zu viele Melden, Gänsedisteln und Co. auflaufen und die Aussaat zu stark verschattet wird. Dann sollte nach 5 - 7 Wochen ein Schröpfschnitt vorgenommen und das Mahdgut vorsichtig abgerecht und entsorgt werden. Am besten wird die Fläche dann alle 3-4 Wochen mit dem Rasenmäher kurzgehalten, so bilden die Kräuter kräftige Rosetten.
Zusätzlich zur Einsaat können einzelne Arten auch gepflanzt werden. Bei kleinen Flächen kann dies auch die einzige Maßnahme sein. Dafür werden kleinere Teilflächen in der Größe von ungefähr einem Quadratmeter von der Grasnarbe befreit und mit den erwünschten Kräuterarten in einer Dichte von 8 Stk/qm bepflanzt. Die Kräuter sollten bei einer Frühjahrspflanzung in den ersten Wochen gewässert werden. Nach dem ersten Standjahr kann die Initialpflanzung in die normale Pflege mit einbezogen werden.
Oft ist die Nutzung von Rasenflächen nicht gleichmäßig. In den Ferien und bei gutem Wetter ist sie viel intensiver als im Winter oder im nassen Frühjahr. Das passt gut zu dem Gold-Standard einer biodiversitätsfördernden Pflege. Dort wo die Pflege den Auswirkungen der Beweidung ähnelt, entsteht Lebensraum für besonders viele Tierarten. Es ist also gut, wenn es Zeiten oder Teilflächen gibt, wo nicht gemäht wird. Dann entstehen blühende Inseln, auch eine Form von Pop-Up-Beeten, nur dass sie nicht extra angelegt werden müssen, sondern durch Nichtstun entstehen. Hier kann der Fläche bei jedem Mahdgang ein neues, spannendes Gesicht gegeben werden. Kreative Planung oder Kreativität der Mitarbeitenden überraschen Bürgerinnen und Bürger jedes Jahr neu. In der Nähe von Gehölzen ist es sinnvoll, nur selten zu mähen und so „Puppenstuben“ entstehen zu lassen. Das sind Bereiche, wo die vielen Insekten nicht nur Blüten besuchen dürfen, sondern Schmetterlings- oder Käferpuppen auch die Chance haben, zu schlüpfen. Offene Bodenstellen sind ein wichtiger Lebensraum. Wenn sie nur kleinflächig vorhanden sind, sollten sie nicht nachgesät werden. Ansonsten kann immer dann und dort gemäht werden, wo das notwendig ist.
Wie sehr auf Blumenkräuterrasen unsere Tiere Lebensraum finden, hängt ganz entscheidend von der Pflege, insbesondere der Mahdtechnik ab: Schlegel und Mulchmäher, insbesondere solche mit Absaugung machen aus blütenreichen Flächen eher eine Insektenfalle als einen Lebensraum, denn die Tiere werden genauso wie die Pflanzen gehäckselt, nur dass sie, anders als die Pflanzen, nicht nachwachsen können. Am besten werden die Flächen mit einem Spindelmäher oder, wenn der Bewuchs höher ist, mit einem Balkenmäher gemäht. Das Mahdgut sollte am besten auf der Fläche trocknen und, wenn überhaupt notwendig, erst später abgeräumt werden. Wenn ein Pflegegang nur wenig Schnittgut produziert, kann es auch auf der Fläche verbleiben. Die Bodentiere lassen es innerhalb weniger Tage wie von Geisterhand verschwinden, indem sie es in den Boden ziehen.
Neben der Strukturanreicherung durch Pflege erhöht die Ausstattung eines kleinen oder großen idealen Landschaftsparks meist sowohl die biologische Vielfalt als auch die Schönheit der Fläche, da sie dem Auge eine erkennbare Ordnung bietet. Bäume und Sträucher gehören dazu, aber auch Blumenbeete und Wasserflächen. Plätze und Wege können versickerungsoffen und als Magerstandorte gestaltet werden, Bänke und Pergolen aus unbehandeltem Holz gleichzeitig einen Lebensraum bieten, Abgrenzungen aus Lebensraumholz oder Trockenmauern harmonische Räume schaffen. Nisthilfen für Tiere und Informationstafeln erhöhen den Naturgenuss.
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