Einsaat niedriger Wildstauden (mit Substrataustausch)
© Bild: NaturGarten e.V.
Besonders nährstoffreiche Böden fördern meist nur wenige konkurrenzstarke Pflanzenarten, vor allem Gräser und schnellwachsende Stauden. Sehr artenreiche und bunte Pflanzengesellschaften finden sich dagegen auf mageren Böden. Wird eine Fläche neu angelegt, kann durch Substrataustausch diese hohe Pflanzenvielfalt gefördert werden, die wiederum vielen Insekten zugutekommt.
Pflanzenliste
Staudeneinsaat
Aufwand
Finanziell | mittel | |
Gestalterisch | niedrig | |
Fachliche Expertise bei der Planung | mittel | |
Fachliche Expertise beim Bau | niedrig | |
Fachliche Expertise bei der Pflege | niedrig |
Je mehr Nährstoffe im Boden sind, desto mehr werden Gräser gefördert und blühende Wildblumen verdrängt , deshalb ist die Anreicherung unserer Umwelt mit Nährstoffen einer der wichtigsten Gründe für den Verlust der Biologischen Vielfalt. Das geht natürlich auch anders herum: Je magerer eine Fläche ist, desto besserer Chancen haben Wildblumen und desto weniger können sich fette Gräser oder andere Vielesser wie Ackerkratzdistel, Brennessel oder Ackerwinden durchsetzen. Je weniger Nährstoffe die Fläche enthält, desto niedriger bleibt der Bewuchs. Damit ähneln diese Flächen dann eher einem Blumenbeet als einer Blumenwiese. Das magere Substrat ist auch nicht so empfindlich, wenn es belastet wird. Die Pflanzen werden durch Betreten der Flächen weniger geschädigt, als wenn sie auf normalem Boden wachsen. Wilde Blumen statt langweiliger Rasenflächen, das ist auf Magerstandorten auch bei extensiver Pflege nachhaltig möglich. Deshalb eigenen sich Magerstandorte besonders für Fahrbahnteiler und andere Flächen im Straßenbegleitgrün, aber auch in vielen anderen Situationen, wo ein nur mittelhoher biodiverstiätsfördernder Bewuchs mit geringen Ansprüchen an die Pflege gewünscht wird.
Besonders gut eignen sich Flächen, die neu erstellt werden, denn ob nun so genannter Mutterboden oder ein Natursteinschotter lokaler Herkunftauf einer Fläche aufgebracht wird, ist von den Kosten her kein großer Unterschied. Auch Flächen, die auf Grund von vorhandenen vitalen unerwünschten Beikräutern nicht in einen akzeptablen Pflegezustand gebracht werden können, eignen sich für eine solche Umgestaltung, da hier die Problemkräuter beim Bodenaustausch gleich mit entsorgt werden.
Solche Flächen erinnern dann an die schönsten Naturschutzgebiete, denn außerhalb der Schutzgebiete werden sonnige, nährstoffarme Flächen ja meist durch die Bewirtschaftung aufgedüngt oder sie verschwinden durch Aufforstung. Heute sind magere Weiden und Heiden, aber auch besonnte Felshänge sehr selten geworden. Wir müssen schon weit fahren und ein Naturschutzgebiet aufsuchen, um sie erleben zu können. Mit Magerbeeten holen wir einige Pflanzenschätze dieser Urlaubslandschaften direkt vors Haus.
Natürlich könnten wir die Pflanzenarten der mageren Standorte auch auf den so genannten Mutterboden pflanzen. Dann müssten wir aber nicht nur ständig gegen die vitalen Besiedler der gestörten nährstoffreichen Böden wie Ackerkratzdisel, Ackerwinde oder Gänsedisteln anjäten. Auch der biodiversiätsfördernde Wert der Pflanzung wäre geringer, da die Tiere, die sich von den Hungerkünstlern ernähren, natürlich auch an die anderen Bedingungen dieser Standorte angepasst sind und auf wüchsigeren und damit auch feuchteren Standorten nicht zurecht kommen. So geht der Silberblaue Bläuling auf Magerrasen auch nach einer geringen Düngung zurück, einfach weil dadurch die Grashalme dichter stehen und die Schmetterlingspuppen durch den Wind von den Halmen gestreift werden. Viele Insekten der mageren Standorte brauchen den warmen schottrigen Boden und den lockeren Pflanzenbestand. Aber auch Biotopelemente wie trockenen Staudenstängel, Lebensraumholz oder Steinhaufen bieten zusätzliche Lebensraumfunktionen, die auf Magerstandorten in der Natur oft zu finden sind und an die die Tiere dort angepasst sind.
Bei der Neuanlage von Fahrbahnteilern und Straßenbegleitgrün befindet sich im Untergrund oft sowie noch Schotter vom Straßenbau. Hier wird auf den Untergrund einfach ein schöner lokaler Natursteinschotter aufgebracht. Wichtig ist, dass das Material (und auch der Schotter im Untergrund) einen so genannte 0-Anteil enthält also zum Beispiel die Körnung 0/42 oder 0/44 eingebaut wird. Bei Umwandlungen wird der vorhandene Boden in einer Tiefe von mindestens 30 cm abgetragen und dann der Natursteinschotter eingefüllt. Im Bereich der Bordsteine muss sorgfältig und ggf. von Hand nachgearbeitet werden, da die Wurzelausläufer von Quecken und anderen Wurzelunkräutern sich hier oft konzentrieren. Nach dem Schotterauftrag werden in die obere Schicht 30 bis 40 l gütegesicherter Grünkompost eingearbeitet und dann wird eingesät:
Da Wildpflanzensamen sehr fein sind, sollte der Samen mit einem Saathelfer vermischt werden. Bei der Aussaat von Hand hat sich leicht feuchter Sand gewährt, das damit vermischte Saatgut wird in zwei Hälften geteilt und mit jeder der beiden Teilmengen die gesamte Fläche eingesät. Dabei ist es sinnvoll, beim zweiten Arbeitsgang rechtwinklig zum ersten Arbeitsgang zu arbeiten, also „kreuzweise“. Das Saatgut darf auf keinen Fall eingearbeitet werden, denn die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Es ist aber wichtig, die Samen gut anzudrücken, zum Beispiel mit einer Walze, und so für einen guten Bodenanschluss zu sorgen. Falls möglich, sollte die Fläche in den ersten sechs Wochen feucht gehalten werden. Vorsicht, nicht zu stark wässern, damit das oberflächlich aufliegende Saatgut nicht abgeschwemmt wird. In heißen Sommer kann eine dünne Mulchschicht aus samenfreiem Grasschnitt, etwas Stroh oder Heu das Aufgehen der Saat erleichtern. Allerdings darf dies Material keine problematischen Unkrautsamen enthalten.
Wenn schon bald viele Blumen blühen sollen, werden auch einjährige Ackerwildkräuter wie Kornblumen und Kornraden ausgesät. Es ist aber auch möglich, einige Exemplare der ausgesäten dauerhaften Wildstaudenarten zusätzlich zu pflanzen (Initialpflanzung).
Da der Anblick des Schotters sehr ungewöhnlich ist und an die sterilen so genannten „Schottergärten“ oder „Gärten des Grauens“ erinnert, ist es wichtig, Bürgerinnen und Bürger schon vor der Aktion zu informieren und auch an der Fläche selber Informationen zur Verfügung zu stellen.
Wenn am Anfang noch Ackerkratzdisteln oder Quecken austreiben, deren Wurzeln unter den Bordsteinen nicht entfernt werden konnten, sollten diese gejätet werden. Später reicht oft ein einmaliger Schnitt in Jahr, um zu verhindern, dass Gehölze aufkommen. Freischneider töten viele Insekten; tierschonender arbeitet eine Heckenschere, zum Beispiel an einer Teleskopstange. Der Zeitpunkt der Pflege kann jedes Jahr anders gewählt werden, der Schnitt Ende Juni/Anfang Juli fördert die Nachblüte. Wenn möglich, sollten auch bei kleinen Flächen einige Bereiche von der Mahd ausgenommen werden, zum Beispiel, indem einige ansehnliche Staudenstängel überjährig stehen bleiben dürfen.
Es ist aber auch möglich, die Fläche so zu pflegen, dass sie wie ein Blumenbeet wirkt. Dann wird der Bewuchs durch Jäten von unerwünschtem Bewuchs gelenkt. Rückschnitte werden dann individuell je nach Pflanzenart vorgenommen, ein Teil der Pflanzen kann kurz vor oder kurz nach dem Blühbeginn zurückgeschnitten werden, damit im Spätsommer die Nachblüte das Beet schmückt. Die Pflegenden müssen die Arten erkennen können und über gärtnerische Kenntnisse verfügen oder entsprechend angeleitet und fortgebildet werden.
Auch wenn die Pflanzen der Magerstandorte es ganz gut ertragen, wenn die Flächen hin un wieder betreten werden, ist es oft notwendig, sie vor einer stärkeren Nutzung zu schützen, also Schrittverweigerer einzubauen. Da bieten sich oft Baumstämme als Lebensraumholz an. Und wenn diese Einfassungen dann 40 bis 44 cm hoch sind, dienen sie schnell als informelle Sitzgelegenheit, das kann ein Baumstamm oder Holzpoller sein. Aber auch Natursteinfindlinge einer lokal vorkommenden Steinart können zum Sitzen und Betrachten einladen.
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