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Bunte Säume

© Bild: NaturGarten e.V.

Säume sind in der Natur Übergangsbereiche zwischen verschiedenen Lebensräumen und dadurch oft sehr artenreich. Sie können aber auch innerorts artenreiche Übergänge zwischen Gebäuden und Wegen bilden und damit die Biodiversität im Siedlungsraum bereichern. Entlang der bunt blühenden Bänder können beispielsweise verschiedene Insekten bei der Nahrungssuche beobachtet werden oder andere Wirbellose einen Platz zum Überwintern finden.

Pflanzenliste
Saummischung

Aufwand

Finanziell
mittel
Gestalterisch
niedrig
Fachliche Expertise bei der Planung
niedrig
Fachliche Expertise beim Bau
niedrig
Fachliche Expertise bei der Pflege
mittel
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Säume gibt es nicht nur am Rock oder an der Jacke. Auch dort wo zwei verschiedene Landschaftselemente aneinander angrenzen, entstehen „Säume“. Säume sind also Linien, die sich durch die Landschaft ziehen. Deshalb passen sie besonders gut zu linienhaften Gestaltungen. Genauso wie Gehölz- oder Wasserflächen, können auch Wege und Zäune von Säumen begleitet werden. Ja, die hohen Wildblumen und Gräser der Säume können sogar solo als Wildblumenhecke Räume bilden.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Säume bilden den sanften Übergang zwischen Hecke und Feld oder Wiese, zwischen Wald und Feld oder begleiten Bäche und Flüsse. Diese Flächen sind meist nicht in die Nutzung der beiden angrenzenden Flächen einbezogen. Hier wirtschaften weder Forst- noch Landwirte, es sind typische „Eh-da-Flächen“ zu nichts nutze aber genau deshalb oft die allerletzten Rückzugsflächen für die Natur. Wenn wir verstehen, was wir hier ernten können - nämlich Biodiversität - dann hören wir auf, diese Flächen als „Gestrüpp“ zu betrachten, dass „endlich mal wieder runtergemulcht werden muss“.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

Viele unserer Tiere wechseln den Lebensraum während ihres Lebens und brauchen beides: Gehölze und krautige Pflanzen, auch Schmetterlinge, deren Raupen an Gehölzen fressen, besuchen als Falter oft die Blumen der Säume. Hier sind mindestens zwei Standortqualitäten dicht benachbart. Tiere können also je nach Wetter auf jeden Fall das Kleinklima finden, das ihnen behagt, bei Hitze ein wenig in Richtung Gehölze wandern und bei Kälte auf die Kräuter, die in der Sonne stehen. Außerdem haben viele Tiere hier die Ruhe, die sie brauchen, weil hier eben nicht geweidet, gemäht oder gefällt wird. Hier stehen Stängel auch einmal länger als ein halbes Jahr. Der Schmetterling, dessen Raupe an einem Stängel den Winter überstanden hat, kann also schlüpfen; Wildbienen finden trockene Stängel, in denen sie ihre Nester anlegen könne; Käfer schlüpfen aus verpuppten Larven, die sich in den Stängeln ernährten. Säume sind als „Puppenstuben“ für unsere Tiere unverzichtbar. Noch mehr Lebensraum entsteht, wenn, zum Beispiel als Abgrenzung oder als Gestaltungselement Lebensraumholz eingebracht wird, oder Steinhaufen den Kleinsäugern z.B. Igeln oder Eidechsen Rückzugsräume bieten.

Besonders empfehlenswert ist es, im Traufbereich von Bäumen Säume anzulegen oder aus Rasenflächen durch eine Pflegeumstellung entstehen zu lassen. Rasen wird auch das „Leichentuch der Bäume“ genannt. Die dichte Grasnarbe nimmt Regen und Nährstoffe gut auf und die Wurzeln der Gehölze darunter gehen leer aus. Auch der Gasaustausch wird durch den immer leicht verdichteten Boden auf einer häufig gemähten und genutzten Rasenfläche behindert und die Mähgeräte verletzen immer wieder hochliegende Baumwurzeln oder den Stammfuß. Unter einem Saum atmen die Baumwurzeln auf.

Wie wird die Fläche angelegt?

Ein Boden ohne unerwünschte Pflanzen wie Acker-Kratzdisteln oder Acker-Winden und das richtige Saatgut sind entscheidend für den Erfolg. Es dürfen nur echte einheimische Wildkräuter und Wildgräser enthalten sein, die zu den Standortbedingungen passen. Einsaaten sind nur erfolgversprechend, wenn der Boden annähernd beikrautfrei und wenn ein feinkrümeliges Saatbett bereit ist, die Samen aufzunehmen. Der vorhandene Bewuchs wird durch tiefgründigen und gegebenfalls mehrfaches Fräsen oder Grubbern entfernt und so ein lockeres Saatbett bereitet. Im Wurzelbereich von Gehölzen ist es besser, den vorhanden Bewuchs vorsichtig abzuschälen und dann nur noch flachgründig und gegebenenfalls von Hand zu lockern. Auf den gut vorbereiteten Boden wird dann gesät, bei größeren Flächen mit einer pneumatischen Sämaschine, am besten in einer Kombination mit einer Walze, die das Saatgut gleich andrückt. Da Wildpflanzensamen sehr fein sind, sollte der Samen mit einem Saathelfer vermischt werden, zum Beispiel Vermiculite.

Für die Aussaat von Hand hat sich feuchter Sand bewährt. Dann wird das mit dem Saathelfer vermischte Saatgut in zwei Hälften geteilt und mit jeder der beiden Teilmengen die gesamte Fläche eingesät. Dabei ist es sinnvoll, beim zweiten Arbeitsgang rechtwinklig zum ersten Arbeitsgang zu arbeiten, also „kreuzweise“. Das Saatgut darf nicht eingearbeitet werden, denn die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Auch bei der Handsaat ist es wichtig, die Samen gut anzudrücken, zum Beispiel mit einer Walze, und so für einen guten Bodenanschluss zu sorgen. Falls möglich, sollte die Fläche in den ersten sechs Wochen feucht gehalten werden. Vorsicht, nicht zu stark wässern, damit das oberflächlich aufliegende Saatgut nicht abgeschwemmt wird. Einsaaten unter Bäumen müssen das ganze erste Standjahr über und bei hohem Wurzeldruck auch noch in den Folgejahren gewässert werden. In heißen Sommern kann eine dünne Mulchschicht aus samenfreiem Grasschnitt, etwas Stroh oder Heu das Aufgehen der Saat erleichtern. Allerdings darf dies Material keine problematischen Unkrautsamen enthalten. Oft keimen zuerst einjährige Samen, die im Boden schlafen. Fachleute können erkennen, ob zu viele Melden, Gänsedisteln und Co. auflaufen, und die Aussaat zu stark verschattet wird. Dann sollte nach 5 - 7 Wochen ein Schröpfschnitt vorgenommen und das Mahdgut vorsichtig abgerecht und entsorgt werden.

Zusätzlich zur Einsaat können einzelne Arten auch gepflanzt werden. Bei sehr kleinen Rasenflächen, die in Wildblumensäume umgewandelt werden sollen, kann dies auch die einzige Maßnahme sein. Dafür werden kleinere Teilflächen in der Größe von ungefähr einem Quadratmeter von der Rasennarbe befreit, gelockert und mit den erwünschten Kräuterarten in einer Dichte von 8 Stk/qm bepflanzt. Die Kräuter sollten bei einer Frühjahrspflanzung in den ersten Wochen gewässert werden. Nach dem ersten Standjahr wird die Pflege dann umgestellt und die Fläche wie die restliche Fläche gepflegt.

Wie wird die Fläche gepflegt?

Weil in Säumen so viele Tiere leben, wäre es eigentlich naheliegend, hier gar nicht zu mähen. Aber dann würden Gehölzsämlinge aufkommen, und aus dem Saum ein Wald oder eine Hecke werden, der Saum würde also verschwinden und mit ihm die viele Tiere, die auf ihn angewiesen sind. Gepflegt muss also werden, aber wie geht das, ohne die vielen Tiere zu schädigen?

Die Lösung lautet: die Fläche wird zwar in jedem Jahr einmal gemäht, aber jeweils nur 50%. In der nicht geschnittenen Hälfte können alle Puppen schlüpfen. Freischneider töten besonders viele Insekten und führen oft zu Schäden am Stammfuß von Bäumen oder bei hochliegenden Wurzeln. Tierschonender arbeitet eine Heckenschere, zum Beispiel an einer Teleskopstange. Das Mahdgut wird am besten auf der Fläche getrocknet und erst nach einigen Tagen abgeräumt. Bei Heckensäumen kann es auch in der Hecke aufgehäuft werden. Dann gibt es dort gleich einen weiteren Lebensraum und das eine oder andere Tierchen wird auch dort überleben.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Mit Saumlinien wird eine zeichnerische, linienhafte Gestaltung - im Gegensatz zur flächenhaften, malerischen - unterstützt. Dies kann noch durch Einfassungen oder andere Gestaltungselemente verstärkt werden. So muss ja irgendwie die Grenze zwischen häufiger gemähten Rasen- oder Wiesenflächen und den Säumen markiert werden - schon um zu verhindern, dass bis an den Stammfuß gemäht wird. Das können Baumstämme sein, die entweder als „durchgezogene“ oder „gestrichelte“ also unterbrochene Linie den Saum einfassen. Wenn sie ungefähr 45 cm hoch sind, dienen sie gleichzeitig als informelle Sitzbank. In manchen Fällen kann das Linienbündel dann noch durch einen Weg ergänzt werden, so dass sich ein Band aus Weg-Einfassung-Saum und Gehölz durch die Fläche zieht.


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