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Blumenwiesen

© Bild: NaturGarten e.V.

In voller Blütenpracht stehende Blumenwiesen haben eine ganz besondere Schönheit und Ästhetik. In der Natur ist ihr Anblick selten geworden. Mit ihrem Artenreichtum bieten sie verschiedenen Lebewesen ein Zuhause, denn nicht nur Insekten profitieren vom Blütenreichtum. Darüber hinaus kühlen langgrasige Wiesen die Luft und filtern zudem Stäube heraus, was sie in Zeiten des Klimawandels, vor allem in Siedlungsnähe, noch wertvoller macht.

Pflanzenliste
Blumenwiese

Aufwand

Finanziell
mittel
Gestalterisch
niedrig
Fachliche Expertise bei der Planung
niedrig
Fachliche Expertise beim Bau
niedrig
Fachliche Expertise bei der Pflege
mittel
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Die Pracht einer Blumenwiese in Vollblüte ist unvergleichlich. Einmal angesät, wird sie mit den Jahren immer schöner, vorausgesetzt, es wurde das richtige Saatgut verwendet und die Fläche wird richtig gepflegt. Blumenwiesen dürfen nicht betreten werden. Das ist in der Landschaft so und das darf in Dörfern und Städten nicht anders sein. Sie können also dort angelegt werden, wo die Flächen nicht anderweitig gebraucht werden, im Grunde entsprechen sie großen, pflegeleichten Staudenbeeten.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Jede Landschaft hat ihre eigenen Blumenwiesen, deren Aussehen durch das Klima und die Bodeneigenschaften geprägt wird. Je „schlechter“ der Boden, desto bunter sind die Wiesen. Auf den feuchten und steinigen Böden im Ösling leuchteten früher im Frühsommer die Goldhafer-Waldstorchschnabelwiesen, Pfeifengraswiesen und Schlangenknöterich-Gesellschaften in vielen verschiedenen Rot-Rosa- und Weißtönen. Blumenwiesen werden nicht beweidet. Sie entstanden auf Flächen, wo Heu oder Einstreu gewonnen wurde und bleiben nur erhalten, wenn diese Pflege weitergeführt wird. Früher gab es allerdings traditionell eine Vorweide im Frühjahr oder manchmal auch eine Nachweide im Herbst. Die Vorweide sorgte dafür, dass die Wiesen später blühten als heute, weil sie derzeit ausschließlich durch Mahd gepflegt werden. Inzwischen sind bunte Blumenwiesen sehr selten geworden. Düngung und Entwässerung fördern vor allem die Grasarten. Vielleicht gibt es noch Löwenzahn und Wiesenkerbel, aber die bunten Blumen finden auf „guten Böden“ keinen Platz mehr.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

Bunte, also artenreiche Blumenwiesen können ein Lebensraum für sehr viele Tiere, vor allem Insekten und Spinnentiere sein. Denn viele unserer Tierarten sind von einer oder wenigen unserer Pflanzenarten abhängig, können also nur dort existieren, wo es diese Pflanzenarten gibt. Je mehr einheimische Wildpflanzen es auf einer Fläche gibt, desto mehr dieser „Spezialisten“ haben hier eine Chance. Zum Bild der Blumenwiese gehören die über den Blüten gaukelnden Schmetterlinge, die summenden Bienen, brummende Käfer, zirpende Heuschrecken, die „Himmelsspucke“ der Zikade und die am Boden krabbelnden Spinnen und Ameisen - hier brodelt das Leben. Die Kunst besteht nur darin, die Fläche so zu pflegen, dass diese Vielfalt durch die Pflege möglichst wenig zu Schaden kommt. Denn eine Blumenwiese wird ja gerade durch die Mahd erhalten. Eine Pflanze kann nach dem Zerschneiden nachwachsen, die meisten Tiere nicht. Wenn in oder in der Nähe der Wiese Flächen nur selten oder gar nicht gemäht werden, gibt es Rückzugsräume, von denen aus die Tiere die Fläche nach der Pflege wieder besiedelt können. Das können Altgrasinseln und Staudensäume an Strauchinseln und Hecken oder unter Bäumen sein, oder auch ungemähte Flächen in der Wiese. Zur Entstehungszeit der Wiesen wurde mit der Sense gemäht, damals gab es also immer ungemähte und gemähte Flächen gleichzeitig.

Wie wird die Fläche angelegt?

Das richtige Saatgut ist entscheidend für den Erfolg. Es dürfen nur echte einheimische Wildkräuter und Wildgräser enthalten sein, die zu den Standortbedingungen passen. Zuchtformen von Gräsern und landwirtschaftliche Nutzsorten von Kräutern (z.B. von Hornklee) sind viel zu konkurrenzstark und führen bald zu einer Verarmung der Flächen.

Wenn die Ressourcen begrenzt sind, muss nicht die gesamte Fläche umgebrochen werden. Es reicht oft, wenn nur einige Teilflächen neu eingesät werden. Diese sollten möglichst als Streifen über die gesamte Länge angelegt werden, die Breite sollte nicht unter zwei Meter liegen, kann aber auch breiter sein. Es ist sinnvoll, die Maße an die verwendeten Maschinen anzupassen. Flächen im Wurzelbereich der Bäume sollten grundsätzlich von der Umwandlung ausgenommen werden, da die Wurzeln, die die Bäume mit Nährstoffen versorgen, sich in der obersten Bodenschicht befinden.

Einsaaten sind nur erfolgversprechend, wenn der Boden annähernd beikrautfrei ist. Jede Einsaat braucht einen gut vorbereiteten, lockeren Boden. Der vorhandene Bewuchs wird durch tiefgründiges und gegeben falls mehrfaches Fräsen oder Grubbern entfernt und so ein lockeres Saatbett bereitet. Auf den gut vorbereiteten Boden wird dann gesät, bei größeren Flächen mit einer pneumatischen Sämaschine, am besten in einer Kombination mit einer Walze, die das Saatgut gleich andrückt. Da Wildpflanzensamen sehr fein sind, sollte der Samen mit einem Saathelfer vermischt werden, zum Beispiel Vermiculite. Für die Aussaat von Hand hat sich feuchter Sand bewährt. Dann wird das mit dem Saathelfer vermischte Saatgut in zwei Hälften geteilt und mit jeder der beiden Teilmengen die gesamte Fläche eingesät. Dabei ist es sinnvoll, beim zweiten Arbeitsgang rechtwinklig zum ersten Arbeitsgang zu arbeiten, also „kreuzweise“. Das Saatgut darf nicht eingearbeitet werden, denn die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Auch bei der Handsaat ist es wichtig, die Samen gut anzudrücken, zum Beispiel mit einer Walze, und so für einen guten Bodenanschluss zu sorgen. Falls möglich, sollte die Fläche in den ersten sechs Wochen feucht gehalten werden. Vorsicht, nicht zu stark wässern, damit das oberflächlich aufliegende Saatgut nicht abgeschwemmt wird. Einsaaten unter Bäumen müssen das ganze erste Standjahr über und bei hohem Wurzeldruck auch noch in den Folgejahren gewässert werden. In heißen Sommern kann eine dünne Mulchschicht aus samenfreiem Grasschnitt, etwas Stroh oder Heu das Aufgehen der Saat erleichtern. Allerdings darf dies Material keine problematischen Unkrautsamen enthalten. Oft keimen zuerst einjährige Samen, die im Boden schlafen. Fachleute können erkennen, ob zu viele Melden, Gänsedisteln und Co. auflaufen und die Aussaat zu stark verschattet wird. Dann sollte nach 5 - 7 Wochen ein Schröpfschnitt vorgenommen und das Mahdgut vorsichtig abgerecht und entsorgt werden. Auch bei Blumenwieseneinsaaten ist es am besten, wenn die Fläche im ersten Jahr alle 3-4 Wochen mit dem Rasenmäher kurz gehalten wird, so bilden die Kräuter kräftige Rosetten.

Zusätzlich zur Einsaat können, bei kleineren Flächen, einzelne Arten auch gepflanzt werden. Bei sehr kleinen Rasenflächen, die in Blumenwiesen umgewandelt werden sollen, kann dies auch die einzige Maßnahme sein. Dafür werden kleinere Teilflächen in der Größe von ungefähr einem Quadratmeter von der Rasennarbe befreit und mit den erwünschten Kräuterarten in einer Dichte von 8 Stk/qm bepflanzt. Die Kräuter sollten bei einer Frühjahrspflanzung in den ersten Wochen gewässert werden. Nach dem ersten Standjahr wird die Pflege dann umgestellt und die Fläche wie eine Blumenwiese gepflegt.

Wie wird die Fläche gepflegt?

Die Pflege der Blumenwiese sollte sich so weit wie möglich an der Pflege der traditionellen Heuwiesen orientieren. Nur der Verzicht auf Betreten und die regelmäßige Mahd lassen die offene Narbe entstehen, das ist daran zu erkennen, dass nach der Mahd der Boden sichtbar wird. Die abgemähten Kräuter bilden durch die so genannte „Notreife“ Samen und diese Samen fallen dann beim Heumachen aus. Außerdem werden die Flächen durch das Entfernen des Mahdgutes jedes Mal ein bisschen ausgemagert - was den Blumen dann wieder bessere Chancen gibt. Die Flächen werden also am besten zu den traditionellen Zeitpunkten gemäht, das erste Mal, wenn die Margeriten anfangen zu verblühen und dann das zweite Mal, wenn der Bestand wieder knie- bis hüfthoch geworden ist. Bei nährstoffreichen Standorten muss im September/Oktober noch einmal gemäht werden, damit die Wiese kurz in den Winter geht. Bei sehr nährstoffreichen Böden fördert eine frühe Mahd im April die blühenden Kräuter, weil Gräser das nicht so gut vertragen. Diese frühe Mahd entspricht der traditionellen Vorweide.

Dann wird Heu gemacht, das Mahdgut wird also auf der Fläche getrocknet, wenn möglich auch ganz traditionell geschwadert und gezettet (also nachts zusammengerecht und morgens wieder ausgebreitet) und dann erst nach dem Trocknen abgeräumt. Die Mahd mit einem Balkenmäher in einer Höhe von mindestens 10 cm über dem Boden schädigt die Tiere am wenigsten, noch wichtiger ist es aber, immer einige Flächen von der Mahd auszunehmen und erst beim nächsten Mal oder im nächsten Jahr wieder abzumähen. Es wird immer nur in Streifen, nie von außen nach innen gemäht, denn so entsteht in der Mitte der Fläche eine Todesfalle für die Tiere.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Bei allen naturnahen Flächen ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger auf diese ungewöhnliche Gestaltung neugierig gemacht und informiert werden und dass sie dann die Tiere und Pflanzen, die angesiedelt wurden, auch erleben können.

Bei größeren Flächen ist es schön, wenn die lebendige Vielfalt auf ihnen nicht nur von der Seite erlebt werden kann. Regelmäßig gemähte Wege durch einen höheren Bestand sind da hilfreich, ggf. müssen Schrittverweigerer helfen, dass die Flächen selber nicht niedergetrampelt werden. Je nach Nutzungsintensität können diese Wege auch temporär angelegt werden.


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