Hochwertige Gestaltung
© Bild: NaturGarten e.V.
Die Natur macht es vor, wir können es nachmachen. Biotopelemente wie Steinhaufen, Trockenmauern, Kleingewässer, Gehölze und Totholzelemente (Lebensraumholz), Rohboden und Blühflächen erhöhen die Strukturvielfalt eines Lebensraumes und bieten so einer Vielzahl von Lebewesen Klein- und Kleinstlebensräume. Als Gestaltungselement können sie innerorts angelegte Flächen bereichern und als Blickfang Natur greifbarer machen.
Aufwand
Finanziell | hoch | |
Gestalterisch | hoch | |
Fachliche Expertise bei der Planung | hoch | |
Fachliche Expertise beim Bau | hoch | |
Fachliche Expertise bei der Pflege | hoch |
Schöne Freiräume in Dörfern und Städten laden ein, etwas langsamer zu gehen, die Augen aufzumachen, zu verweilen. Sie schaffen Orte für Begegnungen und sind deshalb unerlässlich für ein gutes Zusammenleben. Leider spielen Pflanzen in hochwertigen Gestaltungen oft nur eine dekorative Nebenrolle. Wie viel schöner ist es, wenn wir an den Orten der Begegnung auch der Natur begegnen und sie genießen können!
Denn alle gebauten Elemente, wie zum Beispiel Wege- und Platzflächen, Mauern, Wände, (einsehbare) Dächer, Bänke… können so gestaltet werden, dass sie gleichzeitig Lebensraum für Pflanzen und Tiere sind, also versickerungsoffen und gegrünt. Die gute Gestaltung hat deshalb auch die Funktion eines Ausrufezeichens: Hey, dies hier ist so gemeint, komm her und schau, was es zu entdecken gibt.
Die Kombination von versiegelten und begrünten Befestigungen schafft die Möglichkeit für spannende Gestaltungen. Elemente aus Holz sollten aus unbehandeltem, dauerhaftem Holz gebaut werden, aber auch Lebensraumholz kann, zum Beispiel als Landart-Skulptur integriert werden.
So werden Identifikationsorte geschaffen, wo Natur nicht zitiert, sondern erlebt werden kann. In der Gestaltung kann die Geschichte des Ortes, Haupterwerbszweige in der Vergangenheit oder Gegenwart, andere Identifikationsbilder wie Wappen, Logos oder ähnliches aufgenommen und mit der Natur, in der Ort eingebettet ist, verbunden werden. Dies können auch traditionelle Nutzungen von Natur sein, wie Wein- oder Streuobstanbau oder traditionelle Dorfbaumarten. In Zeiten der Klimakrise leisten solche Gestaltungen einen Beitrag zur Abkühlung des Kleinklimas in Hitzeperioden.
Lebensräume der Landschaft werden bei hochwertigen naturnahen Gestaltungen als Inspiration genutzt. So können Pflanzenarten, die außerhalb der Siedlung immer gemeinsam vorkommen (sog. „Pflanzengesellschaften“) Grundlage einer Pflanzplanung sein, die daraus dann Pflanzenbilder mit bestimmten Farbzusammenstellungen, Strukturen oder Nutzungen (z.B. Heilpflanzen, Färbepflanzen) gestaltet.
Materialien, wie Steine und Holz sollten aus lokalen Quellen kommen. Das vermindert nicht nur den Energieverbrauch beim Transport sondern verstärkt auch die Anbindung der Gestaltung an die Landschaft und den Ort.
Unsere Tiere und Pflanzen haben sich in den vergangenen Jahrhunderttausenden aneinander angepasst, so dass sie jetzt zusammenpassen wie Schlüssel und Schloss. Wir können also „Tiere pflanzen“, wenn wir einheimische Wildpflanzen verwenden. Eine gute Gestaltung der Fläche und der Pflanzungen betont dann diesen besonderen Wert. Meist werden einzelne Arten, anders als wir sie in der Landschaft vorfinden, in größeren Stückzahlen als Fläche eingesetzt, um eine schöne Wirkung zu erzielen. Auch wenn die Pflanzen in der Natur meist in bunter Gemeinschaft vorkommen, werden über Flächen mit großflächiger Heilziest (Betonica officinalis)-Bepflanzung Gartenwollbienenmännchen ihre Reviere haben, über Hornklee Bläulinge flattern und Resedenmaskenbienen an den Reseden hin- und herflitzen. Schön, wenn die Wildbienen in gebauten Elementen wie Trockenmauern oder Holzbauwerken dann gleich einen Brutraum finden.
Flächen mit hohem gestalterischem Anspruch sollten von erfahrenen Fachleuten im Naturgartenbau geplant und gebaut werden. Empfehlenswert ist es, die Bevölkerung über einen Beteiligungsprozess, wie es zum Beispiel das Dillinger Modell darstellt, einzubeziehen. So können Gestaltungsideen und funktionierende Identifikationsmerkmale aus dem Kreis der Nutzenden heraus entwickelt werden. Bürgerinnen und Bürger erleben Selbstwirksamkeit und binden sich dadurch an die Gemeinschaft, in der sie leben.
Wer naturnahe, gestalterisch anspruchsvolle Flächen pflegt, muss Pflanzen und Tiere kennen. Wer Schmetterlinge ernten möchte, darf die Puppen nicht im Laubsauger verschwinden lassen. Gestalterisch anspruchsvolle Gestaltungen werden differenziert gepflegt. So wird die Blütezeit durch einen gezielten Remontierschnitt verlängert, die Stängel von Arten, die schöne Wintersteher sind (und wo die Schmetterlingspuppen überwintern können), bleiben im Beet stehen. Gehölze werden nur so geschnitten, dass die arteigene Gestalt erhalten bleibt. Die Pflege der Flächen sollte also von einer Fachkraft für naturnahe Gestaltung begleitet und angeleitet werden.
Passende Grünflächentypen
Freifläche, Parkanlagen | zum Artikel |
Spielplätze, verschiedene Teilflächen | zum Artikel |
Friedhöfe, Kirchengrund | zum Artikel |
Bepflanzung an Kapellen, Denkmälern und Wegkreuzen | zum Artikel |
Straßenbegleitgrün mit Sträuchern und Bäumen | zum Artikel |
Straßenbegleitgrün mit Wechselpflanzung und Stauden | zum Artikel |
Straßenbegleitgrün mit Grasbestand, ohne Bäume | zum Artikel |
Kreisverkehre | zum Artikel |
Pflanzkübel: Spezialsubstrat | zum Artikel |
Grasfläche mit Bank | zum Artikel |
Grasfläche ohne Nutzung und Bäume | zum Artikel |
Ruderalflächen, Böschungen und Freiflächen, z.T. mit Neophyten | zum Artikel |