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Lebensraumholz

© Bild: NaturGarten e.V.

Unbehandeltes Totholz kann nicht nur dekorativ sein und Flächen und Räume strukturell bereichern, sondern ist auch ein eigener Lebensraum. Durch seine Vergänglichkeit finden immer wieder neue Lebewesen wie holzbewohnende Käfer, Wildbienen, Pilze, Spinnentiere und viele mehr Nahrung, Unterschlupf oder Nestbaumaterial. Es ist damit nicht nur schön anzuschauen, sondern auch nützlich und sollte dementsprechend verwendet werden.

Da der Kreativität und somit auch dem Aufwand und den Kosten keine Grenzen gesetzt sind, können Totholzelemente niedrigen bis hohen Aufwand bedeuten. Schon sehr kleine, wenig aufwändige und damit günstige Gestaltungen leisten ihren Beitrag zu mehr Vielfalt, genauso wie gestalterisch und planerisch aufwändige und damit teure Anlagen. Es kommt also auf den Gestaltungsraum, die eigene Motivation und die finanziellen Mittel an.

Aufwand

Finanziell
niedrig
Gestalterisch
mittel
Fachliche Expertise bei der Planung
niedrig
Fachliche Expertise beim Bau
niedrig
Fachliche Expertise bei der Pflege
niedrig
Welche Erlebnisse, Funktionen und welche Ästhetik bietet die Fläche?

Holz ist ein wunderbar sympathisches Material. Während Steine erst von der Sonne aufgewärmt werden müssen, wirkt Holz von sich aus warm und lebendig. Aber es ist vergänglich, deshalb wird es meist chemisch konserviert. Vergänglich, was heißt das eigentlich? Holz ist Futter für sehr viele Lebewesen, die es letztlich abbauen. Aber ist es deshalb Abfall?

Unbehandeltes Holz ist Lebensraum(holz). Das ist eine große Chance, wenn wir die biologische Vielfalt fördern wollen und schließt durchaus mit ein, dass solche Elemente auch als Sitzgelegenheit, Beeteinfassung, Grundstücksabgrenzen und Sichtschutz dienen können oder auch einfach nur ein besonders schönes Kunstwerk sind. Nur ist die Vergänglichkeit des Objektes dann beabsichtigt und wird bei der Planung berücksichtigt. Eine schöne Baumwurzel, Schwemmholz aus dem Fluss oder ein bizarres Stück Eichenkrone kann aber auch einfach als Gestaltungselement im Sinne der „gefundenen Kunst“ in Beeten und Parkgestaltungen eingesetzt werden.

Wo findet sich der entsprechende Lebensraum in der Landschaft?

Heruntergefallene abgestorbene Äste, umgefallene Bäume gibt es nicht nur in Wäldern, sondern gab es früher auch in der Feldflur. Das können einzelne Äste sein oder auch ganze Baumriesen am Ende ihres Lebens. Was wären die Landschaftsbilder von Caspar David Friederich ohne die knorrigen Eichen mit ihren abgestorbenen Ästen? Lebensraumholz gibt es überall, wo das Wachstum von Gehölzen möglich ist, Gehölze „produzieren“ abgestorbenes Holz geradezu. Und dass unsere Landschaft nicht unter kilometerhohen Schichten aus Laub, Ästen und Stämmen begraben ist, liegt an den vielen Lebewesen, die von dieser wichtigen Ressource leben.

Welcher Lebensraum entsteht und mit welchen Maßnahmen kann der biodiversitätsfördernde Wert erhöht werden?

In Wäldern, die nicht primär der Holzproduktion dienen, dürfen Bäume nicht nur wachsen und alt werden sondern auch absterben. Gerade in dieser letzten Phase leben auf und in ihnen besonders viele Arten, nicht nur Tiere, sondern auch Pilze, Bakterien, Flechten und andere Pflanzen wie Moose, Farne oder Algen. Aber gerade das besonnte Lebensraumholz wird von besonders vielen Arten besiedelt. Egal welche Organismengruppe betrachtet wird, seien es Vögel, Käferlarven, die Wildbienen die in verlassenen Käfergängen ihre Nester anlegen oder die Flechten auf den Ästen, ja sogar die Pilze im dicken Stammholz: im besonnten „Tot“holz tobt das Leben besonders artenreich.

Das biodiversitätsfördernde Potential von Totholz kann also vielfältig genutzt werden, an vielen Orten und unter Verwendung verschiedenster Materialien, von dünnen Ästchen bis zum kompletten Baumveteranen. Die Kombination von Lebensraumholz mit Steinhaufen kombiniert die Vorteile beider Lebensraumelemente, solche Elemente sind Luxuswohnungen, nicht nur für Eidechsen.

Wie wird die Fläche angelegt?

Eigentlich kann aus allen abgestorbenen Pflanzenmaterialien ein Lebensraum gestaltet werden. Dickere Äste und Stammstücke können, zur Standsicherheit leicht eingegraben, als Beeteinfassung dienen. Je größer das Volumen des Lebensraumholz ist, umso mehr wird die biologische Vielfalt gefördert, deshalb eignen sich besonders dicke Stammstücke und Wurzelteller, die geschickt verwendet, ein Hingucker in naturnahen Gestaltungen sind.

Wie wird die Fläche gepflegt?

Im öffentlichen Raum muss die Verkehrssicherheit regelmäßig geprüft werden, also ob die Elemente noch standsicher liegen oder stehen. Ansonsten ist Pflege nicht nötig.

Mit welchen Maßnahmen kann der Funktionswert für die Nutzenden erhöht werden?

Wenn die Stämme Sitzhöhe haben, dienen sie als informelle Sitzgelegenheit. Holzarten, die natürlicherweise dauerhaft sind, wie Eichen- oder Robinienstämme ohne Rinde und Splint, können auch aufrecht in einem Fundament aufgestellt und mit Bohrungen für Wildbienen versehen werden. Solche Elemente werden bei entsprechender Standsicherheit auch als Kletteraufforderung in NaturSpielRäumen integriert, gelegtes Lebensraumholz ist immer eine schöne Balancieraufforderung. Der Übergang vom Lebensraumholz zum durch konstruktiven Holzschutz dauerhaften Bauholz ist gleitend, muss aber planerisch gut durchdacht sein. Aber auch an einer gut geschützten Stütze aus unbehandeltem Holz unter einem Dach können noch Wespen Nistmaterial abnagen, ohne dem Holz zu schaden.

Wie bei allen naturnahen Flächen ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger auf diese ungewöhnliche Gestaltung neugierig gemacht und informiert werden und dass sie dann die Tiere und Pflanzen, die angesiedelt wurden, auch erleben können.

Da Schnittholz normalerweise als Abfall wahrgenommen wird, sollte eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Beschilderung die Maßnahmen begleiten, die schon vor der Verwendung von Lebensraumholz bei der Gestaltung einsetzt.


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